Landungsbrücken in Hamburg | © Gettyimages.com/Timo Christ

Für 9 Euro zu HAMILTON nach Hamburg

Mit dem 9-Euro-Ticket aus dem „Mobile Office“ in Nordfriesland zu HAMILTON nach Hamburg

Diesen Monat arbeite ich mobil aus Norddeutschland, genauer gesagt aus Nordfriesland. Das Land, in dem Schafe auf dem Deich grasen, unzählige Vogelarten in verschiedensten Tonlagen fröhlich ihren Guten-Morgen-Gruß (ab 4:21h) zwitschern und stets eine steife Brise mit Böen um die 85 km/h weht. Schlechtes Wetter gibt es hier nicht, nur falsche Kleidung - in einem Frühsommer mit durchschnittlichen Temperaturen zwischen 12 und 15 Grad. Und Sturm kommt hier erst auf, wenn die Schafe keine Locken mehr haben, wie die Friesen liebevoll sagen.

 

Verena

Die Weltenbummlerin

Verena liebt es, Neues auszuprobieren. Die Hanseperle Hamburg hat ihr Herz erobert. Das Meer und die Berge sind ihre Orte zum Seele baumeln lassen. Aber auch fremde Kulturen und Abenteuerurlaub begeistern sie für Reiseziele weltweit.

23.07.2022

Dienstreise nach Hamburg

Mein Blick gleitet über den oberen Monitorrand schnurstracks in Richtung Garten, an dessen Ende sich der Deich mit den eben besagten, grasenden Schafen befindet. Weiße, Braune und Schwarze tummeln sich bunt durchmischt in Herden in 1A-Hanglage. Noch schöner ist der Ausblick, wenn sich die Sonne zwischendurch mal blicken lässt, was meist nicht lange dauert – aber ebenso wenig lange anhält. Denn wenn einem das Wetter hier oben nicht gefällt, muss man nur 5 Minuten warten, dann ändert es sich sowieso. Dies erhält man als Antwort, wenn man die Einheimischen fragt. Und es stimmt. Eines ist sicher: die salzige Meeresluft macht einen klaren Kopf und bietet echte Lebensqualität. Ich liebe das Meer – für mich ist es der perfekte Ort zum Entschleunigen und entspannten Arbeiten. Ok, zugegeben, ein paar Grad mehr auf der Temperaturanzeige wären für meinen Geschmack noch schöner, aber man kann nicht alles haben und die Work-Life-Balance passt.

Heute führt mich meine Aufgabe als Kooperationsbeauftragte bei Ameropa zu einem unserer touristischen Partner in die Musicalmetropole Hamburg. Stage Entertainment hat zu einem Einblick in die neue Show „HAMILTON – Das Musical“ ins Operettenhaus auf der Reeperbahn geladen. Die Einladung verspricht, die Revolution ab Oktober 2022 nach Hamburg zu holen. Ich bin sehr gespannt – ebenso auf meine Anreise mit dem 9-Euro-Ticket mit der Deutschen Bahn. Ob „reisen in vollen Zügen“ heute sprichwörtlich auf der Tagesordnung stehen wird? Aber mehr dazu später.

Moewen ueber dem Alstersee in Hamburg am sonnigen Tag  | © Gettyimages.com/Christian Horz

Der Weg in die Hansestadt

Es ist 10.22 h, meine Reise beginnt in Lunden. Noch nie gehört? Ich auch nicht, aber so viel ist sicher, hier hält der RE 6 auf dem Weg in die wunderschöne Hanseperle Hamburg. Voller Vorfreude auf mein kleines Abenteuer stehe ich an Gleis 1 von 2 und der Regionalexpress rollt gemütlich und sogar überpünktlich ein. In gleichem Tempo geht meine Reise weiter - mit zahlreichen Zwischenhalten. Immerhin konnte ich einen Sitzplatz ergattern und das, obwohl der Zug von der beliebten Nordseeinsel Sylt kommt. Mein Abteil ist normal gut ausgelastet, quillt aber nicht über. Es könnte durchaus schlimmer sein. So lässt es sich entspannt reisen trotz Schnäppchen-Angebot. Timing ist eben alles, denke ich mir.

Ich lehne mich zurück und genieße die vorbeiziehende Landschaft, sammele neue Eindrücke und schreibe an diesem Blogbeitrag. Die Tür öffnet sich, der Schaffner betritt forsch das Abteil und sagt trocken in nordischem Platt: „Die 9-Euro-Tickets, bidde… oder reist hier etwa jemand anders? *kurze Pause* Nee? Dachte ich‘s mir doch!“ Bei meinen Mitreisenden ist ein Schmunzeln auf den Gesichtern zu erkennen und eine angenehm familiäre Atmosphäre breitet sich aus. Reisen verbindet eben.

„Nächster Halt, Hamburg Altona – der Zug endete hier“ ertönt die Ansage des Schaffners. Zügig packe ich meinen Laptop in die Tasche, ziehe die Jacke an und laufe Richtung Ausstieg. Am Bahnhof Altona angekommen, springe ich in die S1 gen Landungsbrücken, wo es an Brücke 10 die angeblich besten Fischbrötchen der Welt gibt, um von hier mit der U3 bis St. Pauli weiterzufahren. Wie praktisch, denke ich - ohne extra HVV-Fahrschein kann ich bequem bis zum Endziel durchfahren - egal ob S-Bahn, U-Bahn oder Bus Nr. 16, den ich alternativ auch ohne Umstieg hätte nehmen können. Nur wenige Schritte schlendere ich entlang der beliebten Ausgehmeile Reeperbahn und stehe am Spielbudenplatz direkt vorm Stage Operettenhaus, wo mich ein riesiges TINA-Superbanner empfängt. Ich bin glücklich und zufrieden an meinem heutigen Tagesziel angekommen. Ganz ohne Verspätungen und für gerade mal 9 Euro (inkl. Rückreise auf gleicher Strecke). Was will Frau mehr?

schafe-spaetherbst-ostfriesland | © pixabay/KarstenPaulick

Hamilton - Das neue Musical

Ich betrete das Theater-Foyer und werde mit einem herzlichen „Willkommen bei Hamilton“ samt Bändchen empfangen. Im abgesperrten Bereich wartet bereits freudig winkend meine Ansprechpartnerin und begrüßt mich mit einem erfrischenden „Moin“. So bin ich es gewohnt, denn in Norddeutschland ist dies die Grußformel zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei mir inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Ich liebe es so begrüßt zu werden und zu grüßen.

Nach Jahren intensiver Vorbereitung macht sich HAMILTON nun auch endlich auf den Weg von New York City zu uns nach Deutschland. 30 Jahre amerikanische Gründungsgeschichte werden in rasantem Tempo getanzt, gerappt, gesungen und erzählt. Lin-Manuel Miranda, der Schöpfer des Broadway-Blockbusters, ist ein vielfach ausgezeichneter Songwriter, Schauspieler und Regisseur. Fast ein Jahrzehnt lang hat Miranda an den Songs und der Story des Musicals getüftelt, spielte selbst rund eineinhalb Jahre lang die Titelrolle darin und hätte für HAMILTON keine bessere Sprache finden können als den Hip-Hop – eine stark rhythmisierte Musik, die einst vor allem den unteren sozialen Schichten in amerikanischen Großstädten eine Stimme schenkte. Damit schuf er ein revolutionäres Stück Theater – ein Musical mit tiefgreifendem Einfluss auf Kultur, Politik und Bildung.

Szenenbild vom Song Alexander Hamilton aus dem Musical Hamilton | © JohanPersson

Es fängt an...

Der Vorhang geht auf und ein riesiges HAMILTON-Logo auf thematisch passender Kulisse erstrahlt im Bühnenlicht. Punkt 13 Uhr beginnt die Veranstaltung. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Unternehmenssprecher, die Produktionsleiterin, den Casting Director sowie die Geschäftsführung von Stage Entertainment, beginnt die Show. Es wird berichtet, dass die Musicalrevolution, die 2015 seine Weltpremiere feierte, seither nicht mehr vom Broadway wegzudenken und Rekordhalter mit mehr als 50 Auszeichnungen und Theaterpreisen ist. Ganze 3 Jahre nahm es in Anspruch, die über 25.000 Wörter ins Deutsche zu übersetzen. HAMILTON verkörpert den Reiz der Reime und gleichlautenden Vokale, sogar innerhalb der Worte einer Textzeile – und das alles in einem verblüffend hohen Tempo. Damit hat HAMILTON im Vergleich zu anderen Musicals mehr als doppelt so viele Worte. Und jedes davon sitzt! Auch die perfekte Hamburger Cast zu finden, die Show zu inszenieren und ins Leben zu rufen stellte das Team vor echte Herausforderungen. Nun ist es vollbracht.
 

Logo vom Musical Hamiltion | © Gettyimages.com

Unvergesslich und voller Energie

Licht und Sound ertönen gleichermaßen imposant – die Revolution kann beginnen. Ich bekomme Gänsehaut. In meinem Nacken erstrahlt Blitzlichtgewitter untermalt von dem Klacken unzähliger Kameraauslöser. Die Spannung steigt. Wortgewaltig und vielschichtig mit einem ausgewogenen Mix aus Hip-Hop, Pop und Musical-Melodien erzählt das neue Musical ab Oktober 2022 in Hamburg von Leidenschaft, Liebe und Freundschaft eine zeitlose Geschichte, die aktueller und universeller nicht sein könnte. Die deutsche Besetzung mit Benét Monteiro als Alexander Hamilton und Ivy Quainoo als Eliza Hamilton in den Hauptrollen überzeugt bereits nach diesem ersten Einblick von energiegeladenem Live-Entertainment und ich bin zuversichtlich, dass HAMILTON eine wahrhafte Veränderung am Musical-Horizont mit sich bringen wird und nicht nur Musial-Fans in die Hamburger Säle lockt. Wetten, dass?

Eins ist sicher: im Oktober geht es für mich wieder nach Hamburg zu … na, Sie werden es sicher erraten: HAMILTON. Oder könnte es einen revolutionäreren Anlass geben, der Hanseperle wieder einmal „Moin“ zu sagen.

Szenenbild vom Song Ein Schuss aus dem Musical Hamilton | © JohanPersson

Sind Sie dabei, wenn es heißt: „Einsteigen, bitte“ und „Vorhang auf für magische Musical-Momente“?