Ein Baumprojekt geht über das Bäume pflanzen hinaus.
Aus den Medien haben wir alle dieselbe Vorstellung: Wir gehen zu einer öffentlichen Pflanzaktion, bekommen einen Baum-Setzling in die Hand gedrückt, buddeln mit einem Spaten ein Loch in den Waldboden, stecken das junge Pflänzchen hinein, schütten die Mulde wieder mit Mutterboden zu, drücken das Erdreich fest und fertig. Das war’s: Ein Baum ist gepflanzt.
„Ja, grundsätzlich läuft das so. Der Teil macht auch wirklich Spaß!“ plaudert Irene Smetana, Gründerin von Travel & Tree, aus dem Nähkästchen: Allerdings gehören zu einem guten Baumprojekt auch viele andere Maßnahmen vor und nach der Pflanzung, die meist weniger bekannt sind.“ Baumprojekte unterscheiden sich in zwei wesentlichen Aspekten. Auf der einen Seite gibt es Waldflächen, die z.B. durch Borkenkäferbefall komplett zerstört wurden und neu aufgeforstet werden müssen, um sichtbare Kahlstellen im Wald zu schließen. Auf der anderen Seite werden bestehende Wälder mit neuen Baumsorten verjüngt, um frühzeitig eine dauerhafte Klima-Resilienz zu erzielen, bevor es überhaupt zu großen Schäden im Wald kommt. „Das ist der ideale Zeitpunkt, um etwas zu tun.“ führt Irene Smetana weiter aus.
Ablauf eines Baumprojekts
Am Anfang eines Projekts sind sich Waldbesitzer und Förster einig, dass Arbeiten im Wald erfolgen sollen. Etwa 48% aller Wälder in Deutschland gehören privaten Waldbesitzern, der Rest ist Eigentum von Bundesländern, Körperschaften bzw. dem Bund. Eine nachhaltige Forstwirtschaft wird nach PECF (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) oder FSC (Forest Stewardship Council) zertifiziert. Rund 80% alle Wälder in Deutschland werden nachhaltig bewirtschaftet.
- Jede Waldfläche ist anders hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit, dem vorhandenen Baumbestand und dem Bedarf, was gemacht werden sollte.
- Es obliegt meist dem Förster als Experten für den Wald, die Entscheidung zu treffen, welche Baumsorten auf einem Waldstück gepflanzt werden. Er kennt die Bedingungen des Waldes am besten.
- Jede Baumart braucht unterschiedliche Nährstoffe, Lichtverhältnisse bzw. verträgt nur bestimmte Baumarten um sich herum. Das alles muss berücksichtigr werden, wie im eigenen Garten, wenn man neue Blühpflanzen oder Sträucher einbringen möchte.
Der Ablauf ist immer ähnlich. Zunächst muss jede Waldfläche für die Begehbarkeit vorbereitet werden. Das kann, je nach Gelände, manuell oder maschinell erfolgen. Für Privatpersonen wird die Fläche immer besser präpariert als für professionelle Waldarbeiter, die auch im schwierigen Gelände einen sicheren Tritt beherrschen. Auf einer Fläche wird nie kreuz und quer gepflanzt, sondern immer in gleichmäßigen Reihen. Je nach Baumsorte kann der Abstand variieren, aber die Einhaltung von einer geraden Linie und konkreten Abständen ist immer wichtig, sowohl zwischen den einzelnen Bäumen als auch zwischen den Reihen. Hierzu arbeiten die Waldarbeiter mit Fluchtstäben und Schrittmaß.
Bei der Pflanzung selbst ist eine große Herausforderung, die junge, sehr sensible Baumwurzel beim Einstecken in den Boden nicht zu verletzen, z.B. durch Knicken oder Biegen. Wenn der Setzling zudem nicht ganz akkurat senkrecht im Boden steckt, wächst der Baum später schief, was in keinem Forst erwünscht ist. Das ist auch der wesentliche Grund, warum nicht jeder Waldbesitzer eine öffentliche Pflanzung durchführen möchte, weil die Waldarbeiter sehr viel nacharbeiten müssen und das zeitlich aufwendiger ist als die Pflanzung von Anfang an professionell durchführen zu lassen.
Ein flinker Waldarbeiter pflanzt rund 400-600 Bäume am Tag, manchmal auch mehr. Das ist Akkordarbeit unter teilweise sehr anspruchsvollen Bedingungen wie Regen, steile Hänge, Glätte, Kälte, harter Waldboden… Im Vergleich: Ein Endverbraucher setzt bei einer Pflanzaktion in der ebenen Fläche etwa 10-20 Bäumchen in 1-2 Stunden.